Asexuell und hochsensibel – gibt es Zusammenhänge zwischen diesen beiden Besonderheiten des menschlichen Erlebens? Wir sind dieser Frage nachgegangen, indem wir bei den Mitgliedern von Gleichklang geschaut haben, ob hochsensibel und asexuell über zufällig oft gemeinsam auftreten.
Hochsensibilität
Hochsensible Menschen kennzeichnen sich durch eine besonders ausgeprägte und detailreiche Wahrnehmung, eine deutliche Tendenz zum intuitiven Denken, ein oft sehr intensives Erleben von Musik oder Kunst, eine erhöhte Begeisterungsfähigkeit und eine besonders komplexe Fantasietätigkeit. Hochsensible weisen aber ebenfalls häufig eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit und eine leichtere Beeinflussbarkeit durch Stimmungen und Verhalten anderer Menschen auf.
Asexuell und hochsensibel
Die Auswertungen der Angaben der Mitglieder von Gleichklang.de brachte zu Tage, dass hochsensible Menschen Sexualität eher langsamer angehen möchten als nicht-hochsensible Mitglieder. Außerdem interessieren sich hochsensible Mitglieder seltener für starke sexuelle Reize, wie sie beispielsweise mit BDSM-Praktiken verbunden sind.
Es zeigen sich aber auch direkte Zusammenhänge zwischen Hochsensibilität und Asexualität:
- Von 9142 Mitgliedern, die sich dezidiert als nicht-hochsensible bezeichneten, gaben 1% an, asexuell zu sein. Demgegenüber gaben von 2549 Mitgliedern, die sich als dezidiert hochsensibel bezeichneten, 1,4% an, asexuell zu sein. Dieser (40%) Unterschied war statistisch signifikant (5% Niveau).
- Von 11568 Mitgliedern, die sich als dezidiert nicht asexuell bezeichneten, gaben 21,7% an, hochsensibel zu sein. Von 123 Mitgliedern, die sich dezidiert als asexuell bezeichneten, gaben demgegenüber 29,3% an, hochsensibel zu sein. Dieser Unterschied war statistisch signifikant (5% Niveau)
Die Auswertungen bei den Gleichklang-Mitgliedern zeigen also, dass Asexualität und Hochsensibilität miteinander korrelieren. Unter Asexuellen sind mehr hochsensiblen Menschen als unter nicht-asexuellen Menschen. Unter Hochsensiblen finden sich entsprechend ebenfalls mehr Asexuelle als unter Nicht-Hochsensiblen.
Was bedeuten die Befunde?
Die Befunde legen nahe, dass die besondere Sensitivität von Hochsensiblen Asexualität begünstigen könnte. Grund hierfür könnte wiederum sein, dass Hochsensible für ihr Wohlbefinden weniger starke Reize benötigen als nicht-hochsensible Menschen. Sexualität beinhaltet aber eine hohe Reizintensität. Allerdings handelt es sich hier lediglich um hypothetische Überlegungen, da die vorliegende Datenauswertung keine ursächlichen Schlüsse belegen kann.
Außerdem ist der erkennbar werdende Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und Asexualität zwar signifikant, aber dennoch nur sehr moderat ausgeprägt. Auch unter Hochsensiblen ist die überwältigende Mehrheit nicht asexuell. Umgekehrt ist die große Mehrheit der Asexuellen nicht hochsensibel. Hochsensibilität und Asexualität weisen eine gewisse Überlappung auf, sie sind aber nicht notwendigerweise aneinander gekoppelt. Vielmehr handelt es sich bei Asexualität und Hochsensibilität um miteinander korrelierte, aber dennoch voneinander unterscheidbare Besonderheiten des menschlichen Erlebens und Verhaltens.
Bei Interesse an dem Thema der Hochsensibilität, können weitere Informationen auf unserem Informations-Portal www.hochsensible.eu nachgelesen werden.
Zum ersten mal in meinem Leben fühle ich mich nicht so Außerirdisch…vielen Dank für den Beitrag!
Finde ich schön, Melissa. Auch wenn ich die Definition der Asexualität von asexuell.info mit dem Erleben meiner Asexualität nicht ganz vereinbaren kann.
@Cyril Gapryel: Was empfindest Du bei Dir anders als in der Definition von Asexuell.de beschrieben ist? Würde mich interessieren weil mich zur Definition auch noch Fragen beschäftigen.